Von Lisa Crinon
Fotos: Thomas Aurin
Lektorat: Hannah Reckhaus
Herbert Frisch inszeniert Dieter Roths „Murmel Murmel“ mit tausend Farben, Bildern, Bewegungen – und einem Wort.
„In der Kürze liegt die Würze“ soll es heißen. Das hat Dieter Roth verstanden und ein Buch mit einem einzigen Wort verfasst: Murmel – auf 176 Seiten. Nach dem Tod von Roth hat es sich Herbert Frisch zur Aufgabe gemacht, das Bühnenstück zu inszenieren.
Eines hört man ausschließlich, dafür ständig: Murmel. Murmel Murmel. Murmel Murmel Murmel. Wie ein einziges absurdes Lamento. Dabei hört sich das Wort jedes Mal anders an, gewinnt eine neue Bedeutung, verliert seine ursprüngliche. In dieser Ausführung des Murmelns in 1001 Weise liegt eindeutig eine schauspielerische Leistung. Irgendwann hört der Zuschauer aber gar nicht mehr zu. Es sind nur noch Töne und Musik zu hören.
Ein Dutzend Schauspieler teilen sich die Emotionen und Situationen dieser Welt und spielen dabei mit der Bühnendekoration. Letzteres stellt mit der Musik die starken Elemente des Stückes dar – definitiv. Rote, gelbe, grüne und hellblaue bewegliche Wände zerschneiden die Bühne, je nach Situation und Welt, in der sich die Protagonisten gerade befinden. Umso grauer erscheinen die Schauspieler, zwei Frauen und zehn Männer – wobei ein Mann sich als Frau verkleidet und dabei die meiste Weiblichkeit ausstrahlt.
Das ewige Rummurmeln wird von einer ansprechenden Bühnenmalerei überdeckt. Von der Bühne fallen – gefühlt – alle zehn Minuten einige Darsteller. Natürlich mit musikalischer Unterstützung des Orchesters. Im Takt mit der Musik spielen, tanzen, springen und hüpfen ein Dutzend Murmelnde herum. Das Ganze wirkt wie ein Zirkus. Die Schauspieler erweisen sich somit genauso beweglich wie die Wände. Mit jeder Welt bzw. Szene verwandeln sich diese: graue Blumenkleider oder schwarz-weiße Uniformen und Glatze für alle. Der Zuschauer reist in die Tiefe von gesellschaftlichen Mechanismen sowie in seine eigene Psyche. Auf dieser Reise sind die Farben seine Worte.
Ein Flirt, ein bedrückender Gruppentanz, Situationskomik und auch ein paar farbige Overalls: mit diesen und weiteren Elementen leiten die Protagonisten durch alle möglichen Lebenssituationen und vermitteln damit ein Gefühl der Vollständigkeit. Der Zuschauer wird durch Liebe und Tod mit einem Murmeln geführt.
Frischs Versuch die Bedeutung des Wortes ad absurdum zu führen gelingt insofern, als dass sein Stück sowohl für genial als auch für widersinnig gehalten werden kann.
Nächste Vorstellungen: Mi 07.11 um 19:30 und Do 27.12 um 19:30.
Regie: Herbert Fritsch
Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Musik: Ingo Günther
Licht: Torsten König
Dramaturgie: Sabrina Zwach